Motorrad winterfest machen
Mit dem Motorrad durch Herbst und Winter
Vorübergehender Ruhestand
Bevor das Motorrad für Wochen und Monate in den vorübergehenden Ruhestand geschickt wird, muss es gründlich gereinigt werden. Schmutzreste setzen sich sonst in Ecken und Winkeln ab, ziehen Feuchtigkeit an und verursachen einen frühzeitigen verdeckten Rostbefall. Die Reinigung wird am besten an einem nahe gelegenen Waschplatz mit Ölabscheider vorgenommen, damit kein Kettenöl oder andere schädliche Substanzen ins Grundwasser gelangen. In den meisten Städten und Gemeinden sind Motorrad- und Autowäsche „vor der Haustür“ in der Regel ohnehin nicht erlaubt.
Bei der Verwendung von speziellen Reinigungszusätzen, die es beispielsweise im Motorrad- und Zubehörfachhandel gibt, sollte derMotor vor dem Einsprühen abkühlen. Nach der vorgeschriebenen Einwirkzeit wird der Reiniger mit reichlich Wasser abgespült. Hochdruckreiniger sollten nur bedingt verwendet werden. Besonders im Bereich der Lager (Schwinge, Rad, Lenkkopf) kann ein harter Wasserstrahl zum Eindringen von Wasser führen und somit Schäden anrichten. Zum Trocknen eignet sich ein weiches Ledertuch, aber auch Druckluft kann sehr hilfreich sein, um stehendes Wasser von und aus allen Teilen zu entfernen. Nach dem Trocknen werden alle Oberflächen mit einer schützenden Konservierung auf Wachs- oder Ölbasis überzogen. Dabei müssen die Bremsscheiben und -sättel abgedeckt werden.
Kette, Motor
Bei Fahrzeugen mit Kettenantrieb zum Hinterrad ist die Kette sorgfältig zu reinigen und mit neuem Fett zu schützen. Der Fachhandel bietet viele nützliche technische Hilfsmittel für eine sachgerechte Ketten-pflege. Antriebsriemen müssen ebenfalls sorgfältig gereinigt und auf der Außenfläche mit einem speziellen Wachs behandelt werden, um einer Rissbildung vorzubeugen. Bei Kardanantrieben sind die vorgeschriebenen Wartungsintervalle einzuhalten.
Steht ein Ölwechsel kurz bevor, sollte er noch vor der Winterpause erledigt werden. Sehr altes Öl kann die blanken Metallflächen des Motorinneren angreifen und zu Schäden führen. Für Ölfilter und Ablassschraube immer einen neuen O- bzw. Dichtring verwenden. Ist das nächste Wechselintervall noch nicht in Sicht, reicht eine Ölstands-kontrolle und ein Auffüllen des Pegels bis zur Maximalmarke. Wer seinen Stahltank bis zum Rand mit Benzin füllt, beugt der Bildung von Kondenswasser und somit Korrosion im Tank vor. Bei Kunststoff-tanks hingegen empfiehlt sich ein Entleeren, um Diffusionen zu verhindern. Ganz sorgfältige „Schrauber“ leeren vor dem Winterschlaf die Vergaserkammern, um einem Verharzen der Vergaser durch Ablagerungen vorzubeugen. Motorräder mit elektrischen Einspritz-anlagen sind in diesem Bereich in der Regel wartungsfrei.
Reifen, Elektrik
Die Reifen vertragen bei längerer Standzeit einen um 0,3 bar erhöhten Luftdruck, um mögliche Druckverluste auszugleichen und dauerhaften Folge-schäden durch verformte Karkassen vorzubeugen. Ideal ist es, wenn die Reifen vollständig entlastet sind und keinen Bodenkontakt haben. Vor allem Motorräder ohne Hauptständer sind hier auf „fremde Hilfe“ angewiesen. Montageständer bieten eine stabile und dauerhafte Lösung; sie sind im Motorrad- und Zubehörfachhandel erhältlich.
Grundsätzlich sollte durch Abklemmen der Batterie die komplette Elektrik stillgelegt werden. Auch wenn keine Verbraucher eingeschaltet sind, stellt der Akku permanent Strom zur Verfügung – selbst wenn das Motorrad ohne Zeituhr oder andere zusätzliche Verbraucher ausgestattet ist.
Steht das Motorrad trocken und frostsicher, kann die abgeklemmte Batterie an Ort und Stelle verbleiben. Bei ungünstigen Standorten empfiehlt sich der komplette Ausbau und die Lagerung an einem frostsicheren, kühlen (ca. 10°C) und trockenen Ort. So genannte „Batteriewächter“ sorgen dafür, dass die Batterie auch während ihrer Winterpause frisch bleibt. Ausführliche Tipps zum Einmotten gibt es in unserer Winter-Checkliste, siehe Schraubertipps.
Text: ifz