Jedes Jahr müssen in der Bundesrepublik viele Milliarden Euro für die Folgen von Verkehrsunfällen ausgegeben werden. In den Ländern der EU sollen es insgesamt 200 Milliarden pro Jahr sein. Eine unglaubliche Zahl. Verkehrsunfälle stellen in der Summe einen schwerwiegenden volkswirtschaftlichen Schaden dar, aber viel schlimmer sind die anderen Folgen: schwere Verletzungen, oft lebenslange Behinderung, Leid und Trauer wegen des Verlustes nahe stehender Menschen. Unfall ist nie Zufall, so will es ein bekannter Slogan. Richtig, denn in mehr als 90 Prozent der Fälle hat der Mensch die Hände im Spiel. “Menschliches Versagen” ist die gängige Pauschalformel für vielerlei Arten von Fehlverhalten im Straßenverkehr.
Beachtliche Fortschritte in der Verkehrssicherheit
Bei allem darf aber nicht übersehen werden, dass die Zahl der bei Verkehrsunfällen Getöteten seit 1970 mit knapp 20.000 auf ein Viertel gesunken ist (im Jahr 2007 auf 4.980). Und dies bei gleichzeitiger Zunahme der Kraftfahrzeuge um mehr als das Dreifache.
Eine beachtliche Leistung, zu der die Fahrschulen in beträchtlichem Maße beigetragen haben. Wir könnten in Deutschland aber noch weiter sein, wenn Ausbildung, Erziehung und Aufklärung der Kraftfahrer im Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Politik einen höheren Stellenwert besäßen. Es ist gut und wichtig, die Verkehrswege stets zu verbessern, etwa gefährliche Stellen durch bauliche Maßnahmen oder geeignete Signalisation zu entschärfen; nicht minder wichtig ist es, im Automobilbau neue Sicherheitstechniken anzuwenden. Aber wenn der Mensch die eigentliche Schwachstelle ist, und das ist er, dann muss bei allen Bemühungen um die Verbesserung der Verkehrssicherheit die Fahrausbildung mit im Vordergrund stehen. Jeder Euro, der in Ausbildung, Erziehung und Aufklärung investiert wird, ist höchstverzinslich angelegt.
Sorgfalt bei der Wahl der Fahrschule
Jeder Führerscheinaspirant hat es in der Hand, für seine persönliche Sicherheit etwas Besonderes zu tun: Man muss sich eine qualifizierte Fahrschule aussuchen. Wer dabei nur nach dem Preis schielt, macht einen großen Fehler: die Dienstleistung “Fahrunterricht” lässt sich mit anderen nicht ohne weiteres vergleichen. Einen ranzig schmeckenden Hamburger wirft man weg. Man ärgert sich kurz, verdirbt sich vielleicht den Magen, aber weiter ist nichts passiert. Doch ein zweites Mal geht man dort nicht hin. Eine schludrige Fahrausbildung aber – und das gibt es eben auch mitunter kann der Anfang einer verhängnisvollen Entwicklung sein. Verkehrssicherheit hat ihren Preis. Verkehrsunsicherheit jedoch einen sehr viel höheren.
Deshalb sollten sich angehende Fahrschüler vor der Wahl ihrer Fahrschule sorgsam erkundigen statt nur auf reißerische Werbegags zu achten:
- Lage, Ausstattung und Ruf der Fahrschule
- Was berichten Freunde und Bekannte über die Fahrschulen im näheren Umkreis?
- Ist es eine Fahrschule mit Stil, auch vom äußeren Erscheinungsbild her?
- Sind Unterrichtsraum und Fahrzeuge gepflegt?
- Sind die Mitarbeiter der Fahrschule höflich, geduldig, ruhig und kompetent?
- Werden vereinbarte Termine pünktlich eingehalten?
- Sind mehrere Aushilfsfahrlehrer beschäftigt, so dass ein häufiger Lehrerwechsel in Kauf genommen werden muss (was sich meist ungünstig auf das Lernen auswirkt)?
- Ist die Fahrschule Mitglied im Fahrlehrerverband? Nur dann könnte der Verband bei eventuell auftretenden Problemen helfen.
Ausbildungsvertrag
- Wird ein schriftlicher Ausbildungsvertrag abgeschlossen, aus dem alle Konditionen, Leistungen,Preise und auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen hervorgehen? Erhalten Sie eine Durchschrift/Kopie des Vertrages?
- Unterstützt Sie die Fahrschule bei der Antragsstellung?
Theoretische Ausbildung
- Wird nach einem Ausbildungsplan für die Theorieausbildung unterrichtet (z. B. Leitfaden der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V.)?
- Wird der theoretische Unterricht mindestens zweimal pro Woche angeboten, so dass das gesamte Unterrichtsprogramm in höchstens 7 Wochen durchgenommen werden kann?
- Ist der theoretische Unterricht interessant und lehrreich gestaltet?
- Werden an Stelle des Theorieunterrichts nur Fragebogen gepaukt?
- Werden beim theoretischen Unterricht moderne Tagungstechniken benutzt, wie CDI, DVD, PC-Lehrsysteme usw.?
- Hält der Fahrlehrer “Frontalunterricht”, bei dem nur er, nicht aber auch die Schüler zu Wort kommen?
- Geht der Fahrlehrer auf die Fragen seiner Schüler ein oder spult er nur sein Standardprogramm ab?
- Paukt der Fahrlehrer nur Regeln oder vermittelt er auch die Verkehrsverhaltenslehre anschaulich?
Praktische Ausbildung
- Wird nach einem Ausbildungsplan für die praktische Ausbildung unterrichtet (z. B. Curricularer Leitfaden der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V.)?
- Findet bei jeder Fahrstunde eine Vor- und Nachbesprechung statt und werden die Lernziele und Lernfortschritte anhand von Aufzeichnungen, z.B. einer Ausbildungsdiagrammkarte, festgehalten und erläutert?
- Sind die Fahrlehrer einfühlsame Pädagogen?
- Widmen sich die Fahrlehrer während der Fahrstunden voll und ganz ihren Schülern? Oder werden nebenher Besorgungen gemacht, telefoniert etc.?
- Sind die Fahrlehrer überlastet, so dass man nur in großen Abständen Fahrstunden bekommen kann? (Dies verlängert die Ausbildung und erhöht die Stundenzahl.)
- Muss ein häufiger Fahrzeugwechsel in Kauf genommen werden? (Was sich auf den Lernfortschritt ebenfalls ungünstig auswirkt.)
- Sind Überland- und Nachtfahrten so programmiert, dass besonders sicherheitsrelevante Lerninhalte wie Kurvenfahren, Befahren von Steigungen und Gefällen, Überholen von Lastzügen und langsam fahrenden landwirtschaftlichen Fahrzeugen und andere schwierige Verkehrsvorgänge enthalten sind?
- Wird bei der Autobahnschulung nur “durchgeprescht” oder ein abgestimmtes, ausgewogenes Programm von Aus- und Einfahren, Überholen, Hochgeschwindigkeitsfahrten (bis 130 km/h), Befahren von Parkplätzen, Rasthöfen usw. angeboten?
- Wird rechtzeitig vor der praktischen Prüfung eine Testfahrt durchgeführt und deren Ergebnis schriftlich festgehalten, so dass ich über meine Prüfungsreife informiert bin und etwa noch vorhandene Defizite richtig einzuschätzen vermag?
Wie sieht es mit dem Geld aus?
Schließlich sollten auch Fragen zum Geld gestellt werden, und hier kommt es insbesondere auf das Kleingedruckte in den Verträgen an. Werden Fahrstunden besonders billig angeboten, ist von vornherein zu befürchten, dass dies durch ein überhöhtes Entgelt für die Vorstellung zur praktischen und theoretischen Prüfung ausgeglichen wird. Auch verlangen manche Fahrschulen nach nicht bestandener theoretischer oder praktischer Prüfung erneut die Bezahlung einer vollen Grundgebühr.
Auf diese Weise kann bei einer Fahrschule, die billige Fahrstunden anbietet, der Führerschein zum Schluss erheblich teurer sein als bei einer, die auf den ersten Blick teurer erscheint, aber konsequent das Prinzip der Preiswahrheit und Preisklarheit praktiziert.
Ein guter Anhaltspunkt ist immer der Preis einer Normal-Fahrstunde. Nimmt man ihn als Grundlage, so dürfen
die Grundgebühr höchstens das Zehnfache,
Autobahn-, Überland und Nachtfahrten höchstens das Anderthalbfache,
die Vorstellung zur Prüfung (praktisch und theoretisch) höchstens das Fünffache einer Normal-Fahrstunde kosten.
Wenn diese Relationen stimmen, kann man ziemlich sicher sein, dass diese Fahrschule mit sauber kalkulierten Preisen handelt ohne Tricks und doppelte Böden.
Wie viel Fahrstunden?
Fahrlehrer bekommen oft noch nach Jahren Lob von ihren ehemaligen Fahrschülern: “Weil ich mich immer an Ihre guten Hinweise, Hilfen und Mahnungen erinnerte, bin ich bis heute unfallfrei gefahren.” Wer das nach Jahren eigener Fahrpraxis sagen kann, hatte bei der Wahl seiner Fahrschule ins Schwarze getroffen.
Eines ist ganz sicher: die Qualität der Ausbildung hat maßgeblichen Einfluss auf das spätere Verhalten der jungen Fahranfänger/innen.
Und ein letztes: für die Zahl der Fahrstunden gibt es keine allgemein gültige Norm. Alter, Begabung, das Maß der beruflichen Beanspruchung und die persönliche Belastbarkeit des Einzelnen sind, um nur einige zu nennen, wesentliche Faktoren für die Dauer der praktischen Ausbildung. Sparen Sie nicht am falschen Fleck, ein paar Fahrstunden mehr sind billiger als Blechschäden, Bußgeld, erhöhte Versicherungsprämien und was sonst noch alles passieren kann. Lassen Sie sich von niemanden in Ihre Fahrausbildung hineinreden. Vertrauen Sie auf sich selbst und vor allem auf Ihren Fahrlehrer, denn er hat die Erfahrung, er will es Ihnen durch gute Ausbildung ermöglichen, die Fahrprüfung auf Anhieb zu bestehen. Auch die 2-jährige Probezeit sollen Sie problemlos schaffen. Hören Sie auf den Rat Ihres Fahrlehrers, das erspart Ihnen Geld, Zeit und Aufregungen.
Nach den Erfahrungswerten des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. hängt die Zahl der erforderlichen Fahrstunden wesentlich vom Alter des Bewerbers ab. Als Durchschnittswert kann man davon ausgehen, dass für die “normale” Fahrstunde etwa das 1,3-fache der Lebensjahre erforderlich ist. Dazu kommen noch die besonderen Ausbildungsfahrten. Diese Werte wurden auch von einer bei rund 200 Fahrschulen durchgeführten Umfrage bestätigt. Danach benötigen junge Frauen (18-24 Jahre) für den Erwerb des Autoführerscheins 35 Fahrstunden und junge Männer 32 Fahrstunden.